Ein Raumordnungsverfahren (ROV) sorgt derzeit in den VG Gemeinden Schwarzenfelds für Aufregung unter den Bürgerinnen und Bürgern. Die Firma Naabkies GmbH & Co.KG, ansässig in der Gemeinde Fensterbach, plant dort, auf einer Brutto-Abbaufläche von rund 23 Hektar Kies im Naßabbauverfahren abzubauen. Mit dem Vorhaben soll insbesondere eine kontinuierliche Rohstoffversorgung des Betonwerks der Firma Godelmann in Fensterbach-Högling zur Fertigung von Flächenbefestigungssystemen gewährleistet werden. Das Raumordnungsverfahren bewertet die raumbedeutsamen Auswirkungen der Maßnahme unter überörtlichen Gesichtspunkten. An das Raumordnungsverfahren schließt sich das eigentliche Genehmigungsverfahren beim Landratsamt Schwandorf an.

Soweit so gut, bereits auf der vergangenen Montag stattgefundenen Bürgerversammlung des Marktes Schwarzenfeld wurde die Problematik thematisiert. Zunächst stellte hier Bürgermeister Manfred Rodde fest, dass bereits 1986/88 und 2004 von Firmen versucht wurde, eine Genehmigung für das Abbaugebiet zu bekommen. Diese wurde aber immer verwehrt mit der Hauptbegründung, dass ein Abbau das südlich davon gelegene Wasserschutzgebiet der Marktgemeinde Schwarzenfeld beeinträchtigen könnte. Laut dem im aktuellen Raumordnungsverfahren erstellten hydrologischen Gutachten entfällt jedoch dieser Grund, da die Brunnen, die es betrifft, nicht mehr genutzt werden und die beiden in Betrieb befindlichen sowie das Gebiet „Mies“ eine andere Zulaufrichtung haben.


Übrig bleibt die Verkehrsbelastung. Und die war auch ein Hauptthema auf der am 10.3 in Wölsendorf einberufenen Infoveranstaltung, an der nicht nur zahlreiche Bürger teilnahmen, sondern auch Landschaftsarchitekt Dipl.-Ing. Gottfried Blank und Bernhard Godelmann, der sowohl bei Godelmann als auch bei Naabkies Geschäftsführer ist.

Nachdem Bernhard Godelmann seine Firma präsentiert und geschildert hatte, warum er den Naabkies in solchen Mengen benötigt, nämlich zur Herstellung bestimmter Produkte wie den extrafesten Platten für den BER, schloss sich Landschaftsarchitekt Blank mit der Präsentation des Planes an. Zunächst führte er die Lage in der Nördlichen Oberpfalz aus, die klar aufzeigt: Den Kies in der geforderten Qualität gibt es nicht eben mal überall, und so „muss man ihn halt da abbauen, wo er liegt“.

Zwar könnte man das derzeitige Abbaugebiet südlich des Marktes Schwarzenfeld noch weiter ausbauen, aber trotz Bemühungen sei es nicht möglich gewesen, weitere Grundstücke zu erwerben. Zum Schluss stellte Blank die Rekultivierungsmaßnahmen vor. Zwei Seen sollen entstehen, für die aber keinerlei Freizeitnutzung vorgesehen ist, sie sollen am Ende der 29 Jahre dann der Natur überlassen werden.

 

 

Dann kam er aber zum Knackpunkt der ganzen Geschichte, die Tonnagen der Fördermengen oder genauer gesagt deren Abfuhr.


Im ROV ist dieser Punkt wie folgt angegeben:
„Geplant ist ein mittleres tägliches Abbauvolumen von ca. 300 t bei ca. 200 Arbeitstagen im Jahr. Die geplante Jahresförderung liegt demnach bei ca. 60.000 t. Bei einem Gesamtvolumen von ca. 1.774.500 m³ liegt die Lebensdauer des Abbauvorhabens bei ca. 29 Jahren (Abbaubereich I ca. 16 Jahre, Abbaubereich II ca. 13 Jahre).


Bei einer täglichen Förderung von ca. 300 t ist mit einem Fahrzeugaufkommen von ca. 12 LKW An-und Abfahrten pro Tag zur Tagzeit an etwa 100 Arbeitstagen zu rechnen (25 t-Sattelauflieger). Dies ist vergleichsweise gering (ca. 1 An- und Abfahrt pro  Stunde im Mittel). Die Betriebszeiten sind Montag-Freitag 6.00 bis 20.00 Uhr, Samstag 6.00 bis 14.00 Uhr.“


Und das soll alles nach dem Plan vom Verladen aus auf der Gemeindeverbindungsstraße nach Wölsendorf, über die Brücke durch die Ortschaft mit drei Engstellen und einer 90 Grad Abbiegung weiter nach Pretzabruck und von da auf die Staatsstraße vorbei am Traunrichter Kulchberg über den Schwarzenfelder Kreisverkehr dann über beide Naabbrücken im Ortszentrum abbiegend in die Morgenlandstraße zum jetzigen Kieswerk geschehen.

Klicken Sie sich durch die geplante Streckenführung:

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Berücksichtigen muss man dann auch,  dass bei der angegebenen Frequenz vom Kieswerk der Abholverkehr ebenfalls wieder durch die Morgenlandstraße bei derselben Abzweigung auf die Staatstraße 2159 (Amberger Straße) und dann über Dürnsricht und Wolfring nach Högling läuft. Wobei es die Anwohner der genannten Schwarzenfelder Morgenlandstraße gleich nochmal erwischt: Der schon laufende Verkehr von und zum Kieswerk läuft ja ebenfalls weiter. Auch eine zweite Firma baut südlich von Schwarzenfeld Kies ab. Deren Verkehrsaufkommen bleibt schließlich wie es ist, zumindest solange man südlich von Schwarzenfeld noch abbaut und aufbereitet. Das, so Godelmann, solle im Laufe der Abbauzeit aber vor Ort geschehen, nur wann, das könne er noch nicht sagen.

Auch bleibt festzustellen, dass die Umsiedelung noch kein konkreter Bestandteil des Verfahrens ist, dort ist nur zu lesen: „Es ist geplant, möglichst bald eine Aufbereitung vor Ort zu errichten, wenn die Abbautätigkeit  in dem Abbaugebiet südlich Schwarzenfeld in wenigen Jahren vollständig eingestellt wird. Hierzu wird jedoch ein gesonderter Antrag gestellt.

Es ist also geplant, möglichst bald eine Aufbereitung vor Ort, oder östlich der Naab im Bereich der Kläranlage südlich Wölsendorf zu errichten. Hierzu erfolgt eine konkrete Beantragung in den jeweiligen wasserrechtlichen Anträgen oder in einem gesonderten Antrag, soweit die Voraussetzungen hierfür gegeben sind (Grundstücksverfügbarkeit usw.).“

Hier würde dann eventuell eine Ortsdurchfahrt durch Wölsendorf entfallen, sofern man Fördertechnik einsetzt um die Naab zu queren, was aber noch nicht in die Planung mit einbezogen wurde, da hier noch umfangreicher Klärungsbedarf besteht. Bei einer Errichtung auf dem Abbaugelände bleibt der Verkehrsfluss durch den Ort. Sicher entfallen würde dann nur der Verkehr in der Morgenlandstraße, sofern es sich um Transporte der oben genannten Firmen handelt.

Ebenso finden die geschätzten ca. 230.053 m³A braum keinen Niederschlag in der Transportrechnung. Laut ROV soll er für die Renaturierung verwertet werden. Angesichts der Menge wurde dies aber von der Versammlung stark bezweifelt, nicht der einzige Punkt, den man vor Ort nicht so sieht wie er niedergeschrieben wurde. Zur Verwirrung trägt auch das ROV selbst bei. Hier ist die Frequenz selbst an drei Stellen unterschiedlich angegeben. Einmal ist von 12 An- und Abfahrten an 100 Tagen die Rede, an anderer Stelle von 12 an 200 Tagen und weiter unten dann von 25 An- und Abfahrten an 100 Tagen. Ebenso ist dort zu lesen, dass der Oberboden nicht zu 100% zur Renaturierung verwendet werden soll, er soll „anderen sinnvollen Zwecken zugeführt werden“, ob dazu weiteres Transportaufkommen nötig ist, wird nicht ausgeführt.

So wurde auch die angegebene Lastverkehrsfrequenz von der Versammlung stark angezweifelt.  Alleine die Ortsdurchfahrt durch Wölsendorf stellt bereits bei den angegebenen Frequenzen eine enorme Belastung für den Ort dar, so der Tenor der Anwesenden. Ganz zu schweigen von möglicher Unfallgefahr durch die Engstellen, und der Belastung der Gemeindestraße, von der niemand sicher sagen könne, ob sie diesem Schwerverkehr über Jahrzehnte gewachsen sein würde: Ausgelegt darauf ist sie nicht.


Zusätzlich wies der Gemeinderat auch noch darauf hin, dass man den Ort in den letzten Jahren kostenintensiv verschönert hat, um ihn z.B. auch für die Radfahrer auf den dort kreuzenden Radwegen attraktiv zu machen. Die Befürchtung, dies sei dann alles vergebens gewesen, war deutlich herauszuhören.

Letztlich ergab sich natürlich auch noch die Frage: Wer denn sanierungsbedürftige Straßen nach 29 Jahren bezahlen soll? Darauf hatte der Godelmann-Chef eine einfache und eindeutige Antwort: „Ich zahl schon genug Steuern!“, entgegnete er der Versammlung.
Ob er damit meint, dass sich die öffentliche Hand um diesen Punkt kümmern soll, an die er ja seine Unternehmenssteuern zahlt, ließ er unausgeführt.

Im Anschluss entbrannte  eine rege Diskussion, in deren Verlauf auch einige Lösungsvorschläge angesprochen wurden. Förderband über die Naab, um die Ortsdurchfahrt zu umgehen (wie als Absicht im ROV aufgeführt). Förderband ins „gsaate Hölzel“ mit Aufbereitung dort in einer bestehenden Sandgrube und Abtransport über die Staatsstraße 2156 Richtung Fensterbach, so wäre der Verkehr zumindest aus den Gemeinden raus. Und noch einige Dinge mehr, es sei aber hier noch einmal erwähnt: Sie sind alle nicht direkter Bestandteil des ROV und somit auch nicht Verhandlungsgegenstand, sollte es zu einem Genehmigungsverfahren auf der Grundlage des aktuellen ROV kommen.

In den anschließenden Gesprächen untereinander wurde öfter die Frage kommuniziert, wieso es eigentlich keine VG-Versammlung zu diesem Thema gibt, schließlich betrifft es ja alle drei Gemeinden und darüber hinaus auch die Gemeinde Fensterbach. Den Bürgern bleibt nun nur noch übrig, sich bis zum 20. März 2017 zum Vorhaben zu äußern. Stellungnahmen der Bürgerinnen und Bürger zum Vorhaben sind an die jeweilige Gemeinde zu richten, die diese dann gebündelt an die Regierung der Oberpfalz weiterleitet. Dort wird man dann entscheiden, ob ein Genehmigungsverfahren möglich ist. Das ROV selbst kann öffentlich eingesehen werden oder via Internet heruntergeladen werden unter:
http://www.regierung.oberpfalz.bayern.de/leistungen/landesplanung/recht/rov/einzelverfahren/kies_brensdorf/rov_kies_brensdorf.htm