Zauberhafte Gedichte und Musik

Warum sind Gedichte so negativ besetzt, verspüren die Menschen eine Abneigung dagegen? Friedrich Brandl mutmaßt, dass es vielleicht mit Erfahrungen in der Schule zu tun hat. Die Besucher seiner Autorenlesung am Samstagabend in der Kapelle der Burg Hof am Regen gewannen dagegen nur den besten Eindruck – nicht nur von den Gedichten, sondern auch von der Musik und dem Gesang von Mike Reisinger.

Der Termin ist nicht zufällig gewählt, das Programm wurde für den Vorabend zum Tag des Denkmals erstellt, verriet Carolin Schmuck, Leiterin des VBWs und des Stadtmuseums. Das Denkmal vor Ort werde kulturell genutzt, auch mitunter für Trauungen. Die Burg Hof sei somit nicht umsonst hergerichtet worden. „Viel Freude an Literatur und Musik“ wünschte sie den Gästen. „Inmitten meiner grünen Insel“, lautet der Titel des neuesten Gedichtbands von Friedrich Brandl. Ob Gedichte noch zeitgemäß seien, angesichts von Terroranschlägen, Krieg, Flucht, Hunger“ Diese Frage stellte der Autor in den Raum und antwortete: „Trotzdem ist mein neues Buch ein Gedichtband“. Cicero habe gesagt, wenn man einen Garten und eine Bibliothek hat, wird es einem an nichts fehlen.

In vielen seiner Gedichte gehe es um den Garten, anders, als der Titel es vermuten lasse, keinesfalls um Irland. „Es sind meine eigenen Gedanken“, so Brandl. Fünf Kapitel enthält dieses Buch, drei davon in Sonette-Form. Er sei einmal gefragt worden, ob ihn die feste Form des Sonetts nicht einenge. „Keinesfalls, ganz im Gegenteil“, habe er daraufhin geantwortet. Der erste Vers von insgesamt 15 ist zugleich auch der letzte, und so schließt sich das Gedichtband zu einem Sonette-Kranz. Interessanterweise ergab sich ein anderer Blickwinkel, sobald das Publikum nach dem zuerst vorgetragenen letzten Vers diesen noch einmal nach dem Vortragen der anderen Verse zugehört hatte.

Überhaupt der Inhalt: Die Beschreibung der Jahreszeiten, die Beobachtung der Natur, von Städten wie Amberg, Nürnberg, Prag und Paris zwischen den Zeilen verbarg sich allzu Menschliches, aber auch Politisches und Historisches. Friedrich Brandl wechselte auch die Perspektive, von einem Berggipfel, einem Kirchturm oder von einer Burg herab gewinnt alles eine andere Bedeutung: Die scheinbare Enge unten wird oben zur Weite, Menschen erscheinen so klein wie Ameisen. Der Autor erkundet seine Umwelt zu Fuß. Zeit genießen und sie nicht gebrauchen, der gesamte Abend regte zum Nachdenken an. Einige Zeilen sind den Weggefährten von Friedrich Brandl gewidmet: Norbert Vollath, Mike Reisinger, Harald Grill und Bernhard Setzwein.

Denkmal erhalten, das gilt auch für Menschen. Norbert Vollath war 2013 in der Burg Hof am Regen zu Gast, wo er seine Zuhörer bei einem Konzert gemeinsam mit Mike Reisinger stark beeindruckte. Einer von ihnen war damals auch Friedrich Brandl. Vollath war im Oktober 2015 plötzlich in Irland, seiner zweiten Heimat, verstorben. Carolin Schmuck lud die Anwesenden ein, in Erinnerung an diesen wunderbaren Künstler ihr Glas auf ihn zu erheben. „Gemeinsam Denkmal erhalten“, das Motto war auch damit voll und ganz erfüllt.

Mike Reisinger und Friedrich Brandl war es auf Anhieb gelungen, in dem kleinen Raum eine Wohlfühlatmosphäre zu schaffen. Die Gedichtabschnitte harmonierten mit den tiefen Klängen von Bassklarinette, Kato-Zither und der tänzerisch-leichten Lebensart wie sie die Stadt Paris vermittelt. Die Musik fügte sich nahtlos in die Texte ein. Am Ende dieses stimmungsgeladenen Abends war klar: Gedichte sind etwas Wunderbares, gerade auch in Verbindung mit der Musik. Der Applaus zeigte dies ganz deutlich.

 

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