Harting. Unendliche Hallen. Dies sind die Arbeitsstellen von weit über 10.000 BMW-Mitarbeitern (der bei weitem überwiegende Teil Stamm), die täglich von 5 bis 24 Uhr über 1100 Autos bauen. Bloß am Sonntag nicht. Da bevölkerten diesmal viele zehntausend staunende Besucher die Montagebänder, Labors und Roboter- Standorte. Auf den Straßen des Regensburger BMW Werks fand derweil eine Art Festival statt.

Der Tag der offenen Tür zum 30-jährigen Bestehen des Werkes war wie interaktives Fernsehen – bloß zum Mitmachen und selbst Erleben. „Sie sind der Programmchef“, stand entsprechend auf dem Faltblatt, das eine große Karte des BMW-Landes enthielt inklusive Legende und Programm (so wie auch in der Juni-Ausgabe des Ostbayern-Kuriers abgedruckt). Insgesamt waren es wohl über 75.000 Gäste, die kamen.

Prinz Poldi.

In diesem BMW-Land, da gibt es im Osten eine Rennstrecke. Naja, eigentlich eine Teststrecke. Rasant geht es da allemal zu. Turbo-rasant wird´s, wenn Motorsportlegende Prinz Leopold von Bayern (Jahrgang 1943), der wohl schnellste Urururenkel des Walhalla-Erbauers Ludwig I., in seinen M5-Boliden steigt. Auch wenn er nur „mit 70 Prozent Risiko“ fährt, wie er einem hier noch fröhlichen OB Joachim Wolbergs versicherte, der sein Beifahrer werden sollte.

Nach den Anekdoten, die der Prinz bei der Eröffnung zum Besten gab (erster Totalschaden im Alter von zehn Jahren, Gogomobil gestülpt; später auf dem Nürburgring dem Hintermann „im Flug“ mit einer Heck-Schürze den Scheibenwischer abrasiert - Meldung an die Box: „Ich komm rein, ich brauch einen neuen Scheibenwischer!“) suchte „Wolli“ scherzhalber nach einem Ersatz, er genoss die Tour im Rennanzug anschließend aber dennoch sichtlich und lobte sie gegenüber Ostbayern HD in den höchsten Tönen.

Werkleiter Dr. Andreas Wendt hatte angesichts der 30 erfolgreichen Jahre vor allem die Mitarbeiter gelobt, die sich nicht nur mit dem Werk identifizierten, sondern auch jederzeit parat stünden, wenn Not am Mann sei. Das zeigte sich auch beim üppigen Showprogramm des Tages – jede Menge Bands und Performances standen unter dem Titel „BMW Talent“, wurden von der Belegschaft auf die Bühne gebracht. Diese Leute bauen in der Arbeitszeit an den neun Modellen, die vor den Toren der Domstadt vom Band laufen. „Null Fehler, das ist unser Ziel“, betonte Dr. Wendt. Das müsse gehen und das gehe auch – schließlich könnte ein Missgriff beim Autobauen ähnlich schreckliche Folgen haben wie beim Bergsteigen.

Was war los in den 30 Jahren, in denen mehr als sechs Millionen Autos das Werk in Regensburg verließen? Auf einem Zeitstrahl entlang der Mittelachse des Werksgeländes ließ sich das bestens nachvollziehen – sowohl, was die große Welt und die kleine Oberpfalz als auch das Auto-Universum betrifft. Von den Stelen lächelten Franz-Josef Strauß bei der Grundsteinlegung, der junge Wimbledon-Sieger Boris Becker und ganz scheu ein Backfisch namens Gloria. Daneben erzählten lebensgroße Modelle von „echten“ BMWlern ihre persönliche Geschichte mit dem bayerischen Autobauer. Und: Vertreter aller Modellreihen, die von 1986 bis heute in Regensburg produziert wurden, standen Spalier für die Gäste.

Betriebsratsvorsitzender Werner Zierer plauderte auf der Bühne ein wenig aus dem Nähkästchen – wegen der großen Nachfrage (nach OK-Informationen v.a. nach dem Modell X1) stockt BMW in Regensburg derzeit die Kapazitäten auf – Urlaubssperre oder dergleichen gebe es deshalb jedoch nicht. Aber eine Nachtschicht ab Juli. Zierer erinnerte sich an die Anfänge 1986, bei denen er live dabei war, zum Beispiel, als der erste feuerrote BMW 320i vom Regensburger Band lief. „Wir haben ohne Handys und Emails Autos gebaut, das ging tatsächlich“, sagte er. Regelmäßige Investitionen hätten eine große Erfolgsgeschichte möglich gemacht.

OB Wolbergs sagte, die Regensburger nutzten die Worte „unser Werk“, wenn sie von BMW sprechen – dies wies der Oberbürgermeister als Ritterschlag aus. BMW habe für das Gesundheitswesen in Stadt und Umland viel getan, sagte er im Hinblick auf die Charity-Aktionen des Unternehmens. Landrätin Tanja Schweiger bezeichnete das Werk als gelungene, gelebte „interkommunale Zusammenarbeit“.

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Wer sich vom unglaublich umfangreichen Rahmenprogramm losriss und eintauchte in die unendlichen Hallen in Harting, der sah staunende Frauen und Männer, neugierige Kinder und faszinierte Senioren. Oft begleitete ein BMWler in Zivil, also als Besucher, eine ganze Familie samt Freunden und Bekannten und ergänzte, was die eigens dafür abgestellten Kollegen erklärten. Als Besuchermagneten erwiesen sich die Ausstellungen zwischen Nostalgie (alte Modelle, Werbeclips, Rennfahrzeuge) und Vision (virtuelles BMW-Modell der Zukunft).

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Wer am eigens eingerichteten Bahnsteig die Heimreise Richtung Hauptbahnhof antrat, musste angesichts des enormen Andrangs schon ein wenig Geduld mitbringen. Er war in jedem Fall umgeben von einer quirligen Kinderschar, die mit Luftballons in der Hand, Schminke im Gesicht und leuchtenden Augen die Erlebnisse eines spannenden Tages austauschten.