„Einzigartiges“ Biotop bei Hemau

Regensburg. Im Rahmen der Regionaltage fand am Samstag, 25. September, eine Streuobstwiesenwanderung beim „Schwemmsee" in Hemau statt. Diese stand unter dem Motto „Lebensraum, Vielfalt, Genuss".

Josef Sedlmeier, Geschäftsführer des Landschaftspflegeverband Regensburg e. V., berichtete Wissenswertes sowohl über die Obstbäume als auch über den „Schwemmsee", der inzwischen viele Tierarten beheimatet.

Das Areal, das sich direkt am Hemauer Stadtrand befindet, ist als Ausgleichsfläche gedacht. Inzwischen habe sich dort ein wertvolles Biotop entwickelt, stellte Josef Sedlmeier erfreut fest. Er ist Geschäftsführer des Landschaftspflegeverbands Regensburg, der gemeinsam mit dem Kreisverband Regensburg für Gartenkultur und Landespflege zu dieser Führung eingeladen hatte. Die dortige Streuobstwiese gehört der Stadt Hemau.

Obstbäume wurden früher oft nicht geschätzt

Zu Beginn seiner Führung ging Sedlmeier auf die Geschichte des Obstes in der Oberpfalz ein. Äpfel und Birnen sind dort erst seit der Zeit der Römer bekannt. Nach deren Abzug entwickelte sich auch der Obstanbau zurück. Erst im Mittelalter wurde dieser wieder stärker gefördert. Im 18. und 19 Jahrhundert wurde einmal mehr versucht, den Obstanbau flächendeckend einzuführen. Damals wurden die Früchte mangels Lagermöglichkeiten nicht als Tafelobst, sondern zur Verarbeitung als Saft oder Dörrobst verwendet. Im 20. Jahrhundert kam es dann erneut zu einer rückläufigen Entwicklung. Teilweise gab es sogar Prämien für das Roden von Obstbäumen. In den letzten 50 Jahren sind daher viele Streuobstwiesen wieder verschwunden.

Ökologische Bedeutung von Obstwiesen ist heute unumstritten

In der heutigen Zeit hat sich das abermals geändert. Kaum jemand verkennt noch die ökologische Bedeutung von Obstbäumen. Streuobstwiesen wie in Hemau gehören mittlerweile oft fest zum Landschaftsbild in der Region. Auch im Zuge des Klimawandels kommt solchen Wiesen heute eine wichtige ökologische Bedeutung zu. Diese können bis zu 1 000 Tierarten beherbergen und zählen damit zu den artenreichsten Biotopen, die es gibt, berichtete Josef Sedlmeier den Zuhörern. Darum werde heute verstärkt für Pflege und Erhalt von Streuobstbeständen geworben. Eine Obstwiese sei nämlich in doppelter Hinsicht ein wertvoller Lebensraum: die Baumkronen für die Vögel und der „Unterwuchs" für verschiedenste Pflanzen- und Tierarten. Um den Artenreichtum in dieser Form erst erzeugen und erhalten zu können, ist es laut Sedlmeier wichtig, dass die Wiese regelmäßig gepflegt wird. Die Lebensdauer für einen typischen Baum auf einer Streuobstwiese beträgt gut 100 Jahre. Der Ertrag liegt bei ausgewachsenen Bäumen bei ungefähr vier bis fünf Zentnern.

Inzwischen herrscht im „Schwemmsee" Artenvielfalt

Neben der Streuobstwiese wusste Josef Sedlmeier auch noch einige interessante Fakten über den „Schwemmsee" zu berichten. Dieser ist zur Zeit sehr trocken, wodurch die Besucher weit in den See hinein gehen konnten. Auf einer Karte aus dem Jahr 1865 zeigte Sedlmeier, wie sich die Gewässer rund um Hemau entwickelt haben. Früher gab es rund um die Stadt viele Gräben und kleine Seen. Da sich in den Gewässern aufgrund ihrer Lage und der Gesteinsschichten nur das Niederschlagswasser sammeln konnte, wurden sie auch „Himmelweiher" genannt. Heute werden viele dieser Gewässer renaturiert. Der Nutzen daraus ist nicht zu übersehen: 2004 wurde der Schwemmsee auf Tierarten untersucht. Damals kam dort lediglich der Grasfrosch vor. Heute herrscht eine vielfach größere Biodiversität. Nun leben dort auch Erdkröten und verschiedene Molch-Arten, zum Beispiel der Teichmolch, der in der Region als sehr selten gilt.

Nach der Führung lud der Hemauer Obst- und Gartenbauverein auf dem Areal zu Kuchen und frisch gepresstem, eigenen Apfelsaft ein. Für die Besucher bot sich dabei noch Gelegenheit, mit Josef Sedlmeier zu fachsimpeln. Er hält dieses Biotop in Hemau für einzigartig: „Die Kombination der Obstwiese mit dem Gewässer ist einmalig." „Das ist ein absoluter Glücksfall", freut sich Sedlmeier. Durch extra angelegte Steinhaufen konnte zudem ein Lebensraum für Spinnen- und Eidechsenarten geschaffen werden.


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