Mit der Kirche im Dorf...

„Mit der Kirche im Dorf“, spontan fallen Redensarten ein, wie sie auch heute noch genutzt werden: sie im Dorf zu lassen oder mit ihr herumzuziehen. Die Sonderausstellung im Stadtmuseum beschäftigt sich mit der kirchlichen Stadtgeschichte in Nittenau. Eröffnet wird sei am 3. Mai. Zu sehen ist sie ab 6. Mai bis 8. Oktober.

Die Ausstellung widmet sich der Institution selber und der Frömmigkeit der Menschen. Anlass dafür bot das 500-jährige Jubiläum der Reformation. „Auch wenn man dies aktuell nicht mehr spüren kann, ist die lutherische und calvinistische Zeit nicht so ganz geschmeidig an Nittenau vorübergegangen“, erzählt Carolin Schmuck, Leiterin des Stadtmuseums. Umfangreiche Vorbereitung war nötig, um die Ausstellung in ihrer jetzigen Vielfalt präsentieren zu können. Seit nahezu einem halben Jahr wurden Quellen gesichtet und gelesen, die im Pfarrarchiv und in den Pfarrakten im bischöflichen Zentralarchiv in Regensburg lagern. Sehr viele Leihgaben stammen aus der katholischen Pfarrkirche Mariä Geburt Nittenau.

Ein Kelch auf Wanderschaft: Speziell aufbewahrt in einem Behältnis wurde der Kelch zu den Gottesdiensten von der Mesnerin transportiert. Zu sehen sind auch die kostbaren Stolen, die in der Vergangenheit im Gebrauch waren.

Und auch die junge evangelische Pfarrei trage dazu bei, das Bild des Miteinanders von Mensch und Kirche zu vervollständigen. Der Pfalzgraf habe sich der reformatorischen Lehre zugewandt, und damit auch die Konfession in seinem Land entschieden. Evangelische Pfarrer und ihre Familien hatten Kirche und Pfarrhof übernommen. Als die Oberpfälzer wieder „katholisch gemacht“ wurden (auch eine Redensart), zogen wieder katholische Priester bzw. Ordensleute ein. „In recht schneller Folge nacheinander, es gab nach 70 Jahren einfach wenig katholische Geistliche“, so Schmuck, die damit aufzeigte, dass auch damals schon der heute vielbeklagte Priestermangel ein Thema gewesen sei.

Angepasst an die Raumstruktur des Museums wurden mehrere Kerne erarbeitet, die sich spielend zu Einzelausstellungen auswachsen würden, wenn man genügend Zeit und Raum hätte, so die Museumsleiterin. Das inhaltliche Gerüst bieten die etwa 50 bekannten Priester, die seit 1134 in der Nittenauer Pfarrkirche ihre Gottesdienste gehalten haben, sowie die Entstehung der kleinen evangelischen Gemeinde, ausgehend von der Nachbarkommune Bodenwöhr und dann in Nittenau, seit dem späten 19. Jahrhundert. Zu den 50 namentlich bekannten Nittenauer Priestern kommen noch 15 aus der Pfarrei Fischbach dazu. Unter allen herausragend ist der selige Eustachius Kugler, dessen Habit und Gegenstände seiner persönlichen Habe als Leihgaben zu sehen sind. Auch von Therese Mauser ist viel zu erfahren, die 1917 verstorben ist. Die Turmuhren der beiden Pfarreien Fischbach und Nittenau führen hin zur Ausstattung des Gotteshauses Mariä Geburt. In engem Zusammenhang stehe die Barockisierung des Kirchenschiffes mit der Raumausstattung mit dem Stadtbrand von 1779. Hierzu leitet die Ausstellung über in das 150-jährige Jubiläum der FFW Nittenau, das sie heuer feiert. Einbezogen sind auch die Dauerausstellung mit Reichenbacher Steingut und Schusterei. Dazu kommen Wallfahrt und Kapellen in Nittenau.

Und schließlich wird auch im Saal das private Leben im Kirchlichen thematisiert: Taufe, Erstkommunion, Firmung/Konfirmation. „Frömmigkeit auf der einen Seite, Dienst an den Individuen auf der anderen Seite sind hier zu sehen“, so Schmuck. Die Weihnachtskrippe der Pfarrkirche, wie man sie bisher noch nicht gesehen habe, Fahnen und Banner der kirchlichen Vereine. „Manches Überraschende steckt also auch in diesem Ausstellungsteil.“ Texte dazu vermitteln Wissen, das verloren gegangen sei, wie beispielsweise die Prozessionen zum Heiligen Nepomuk auf der Brücke. „Wohlbekanntes wiederfinden und Unbekanntes entdecken, das hat sich die Ausstellung vorgenommen“, freut sich Carolin Schmuck auf die Besucher.

Dass Kirche etwas sei, worüber man sich manchmal auch aufregen kann, das gehöre dazu. „Kirchenkritik ist kein neues Phänomen, Martin Luther war nicht der erste, und er war auch nicht der letzte“, so die Sprecherin. Mit eingebunden in die Ausstellung seien die Jubiläen und Gedenkjahre.

Neben dem Jubiläum von FFW Nittenau und des KZV Nittenau und Umgebung seien auch der 150. Geburtstag von Eustachius Kugler, der 100. Todestag von Therese Mauser, 100 Jahre elsässische Flüchtlinge in Nittenau, 65 Jahre Volksbildungswerk Nittenau. Geplant seien auch Veranstaltungen mit den beiden Kirchen sowie Führungen, auch in der Kreuzbergkirche Schwandorf.

Zu sehen ist die Ausstellung vom 6. Mai bis 8. Oktober am Dienstag und Donnerstag von 9 bis 11 Uhr und am Mittwoch, Samstag und Sonntag bzw. an den Feiertagen von 14 bis 17 Uhr.

 

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