Schüler schreiben historischen Roman

Die Klasse 7 c der privaten Pindl-Realschule schrieb zusammen mit einem Profi  und einem mutigen Verleger den ersten deutschen Schülerroman  - 220 Seiten historische Liebesgeschichte stellten die 28 jungen Autoren in Regensburg vor.  Ob es für Sophia und Maximilian ein Happy End gibt, verriet Marvin Pollinger seinen Zuhörern nicht.

Nur soviel erfuhren die Besucher der Pressekonferenz kurz vor Erscheinen des ersten historischen Schülerromans:  “Sophia und der Steinmetz  ist die Geschichte der reichen Regensburger Kaufmannstochter Sophia und des jungen Handwerkers Maximilian zur Zeit des Dombaus” , erzählte der Klassensprecher der Klasse 7c der privaten Pindl - Realschule.  Zum Topos der unmöglichen  Liebe ungleicher Paare, von  “Romeo und Julia”  bis  “Pretty Woman”  immer wieder neu geschrieben, gehören natürlich auch im Regensburg des Jahres 1277 Verrat, Intrigen und sonstige Schwierigkeiten  - über die bis zur Premiere des Erstlingswerkes von 28 Schülerinnen und Schülern nur spekuliert werden kann. “Wir sind stolz, Euch bei uns begrüßen zu dürfen”, freute sich Dr. Marita A. Panzer auf die erste Lesung in der Staatlichen Bibliothek Regensburg am kommenden Montag.

 

Junge Autoren in der Reihe “R - lesen” zu fördern, hat sie sich zusammen mit der Oberpfälzer Regionalgruppe des deutschen Schriftstellerverbandes in der Reihe  vorgenommen. Und zu denen gehören die Schüler auch nach Auffassung ihres Verlegers Wolfgang Schreck - Schmidt fraglos. “ Wer von Euch hat diese gottvolle Kussszene geschrieben”, fragte der Buchprofi aus Oftersheim neugierig in die Runde der Autoren, denen er außergewöhnliches Schreibtalent attestierte.  “ Es ist außerordentlich , dass die jungen Leute so ein Projekt verwirklicht haben “,  war der Verleger überzeugt - wohl wissend, dass nur Hartnäckigkeit und Sitzfleisch 220 Seiten Druckbares hervorbringen. Etwas ganz Neues sei diesea Werk von Schülern für Schüler: ein Roman über die erste Liebe sei jedenfalls authentischer und glaubwürdiger,  wenn Tennager ihn schrieben, als wenn ein Ken Follett sich am  gleichen Thema versuche, analysierte er augenzwinkernd.

Dass bei einer solchen Vielzahl an völligen Schreibanfängern ein richtig gutes Buch entstanden sei, verdanke man dem “Plot - Coach “  Carola Kupfer, war Andrea Klein überzeugt. Die Deutschlehrerin der Klasse 7c hatte bei einer Lesung der Autorin den Gedanken für ein derartiges Projekt vorgeschlagen und dabei Eulen nach Athen getragen. Gewohnt mit kleinen Teams Erwachsener zu arbeiten, wollte die Ghostwriterin immer schon mit Kindern schreiben. “ Für mich waren die Kreativität, die Disziplin und der Ideenreichtum der Schüler faszinierend”, beschreibt die Schriftstellerin den Werdegang des Buches. “Zuerst musste klar werden, wie ein Buch mit seinen Handlungssträngen überhaupt funktioniert”, erzählet sie von den Anfängen der gemeinsamen Arbeit im September 2010. “Dann kam die Einteilung der Klasse in Schreibteams und solche die mehr recherchierten  - die Mädels schreiben lieber, die Jungs waren toll beim Zuarbeiten”; lautete die Erkenntnis zu während der Schreibarbeit zu Tage getretenen und offenbar doch geschlechtsspezifischen Unterschieden. 

“Wir schreiben in Ruhe und müssen nichts lernen”, war der Eindruck , den die Fächer übergreifende Arbeit zum Erstaunen der Lehrkräfte bei Marvin und seinen Klassenkameraden hinterließ. Denn eigentlich hatten sie ziemlich viel zu “arbeiten” - und zwar ganz dem bayerischen Lehrplan entsprechend, wie die stellvertretende Schulleiterin Klein bestätigte.  “Wir hatten für das Buchprojekt bewusst die siebte Jahrgangsstufe ausgewählt , weil sie sich fast während des gesamten Schuljahres mit dem Mittelalter beschäftigt”, erklärte Christian Ried. Der Geschichtslehrer war zuständig für viele Wäschekörbe Literatur, mit denen er Wochen lang durch die Gänge wanderte, immer bemüht mit den Schülern die richtigen Infos über Architektur, Leben und Geschichte zur Zeit des Dombaus zu finden. “Wir konnten schülerzentriert arbeiten, so wie das didaktisch zur Zeit der Trend ist”, war er vor allem begeistert von Stadtführungen und der Möglichkeit des “Lernens vor Ort”.

Den Nutzen für Deutsch als Schulfach zu umschreiben versuchte Andrea Klein: Rechtschreibung, Sicherheit im Formulieren seien nur zwei der Vorteile eines umfassenden Projekts. “Deutsch ist sonst langweilig - jetzt warteten wir schon ungeduldig auf jede Stunde , weil wir unbedingt weiter schreiben wollten”, brachte Klassensprecher Marvin den Motivationsschub auf den Punkt. “Wir haben da eine Chance, die Wenige bekommen: das Buch hat den Zusammenhalt gefördert, wir haben gelernt Konflikte zu lösen sogar bei Zeitdruck und gegenseitiger Kritik”, ergänzte Carolin Schmitz. Gemeinsam suchen sie jetzt nach der Lösung einer ganz anderen Frage: wie sie das Geld aus dem Verkauf ihres Buches sinnvoll in ein Projekt der Leseförderung investieren könnten - und sind auch hier offen für konstruktive Vorschläge . Info: “Sophia und der Steinmetz” erscheint am 15. 2.2011 und ist in allen deutschen Buchläden als Taschenbuch für 11,95 Euro erhältlich.

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