Abschied vom Erfolgsmodell „Pflege dual“

Regensburg. Aus „Pflege dual" ist der grundständige Bachelorstudiengang Pflege geworden: Die Transformation des Studiengangs an der OTH Regensburg ist eine Folge des Gesetzes zur Reform der Pflegeberufe, dessen Ziel es ist, die Ausbildung zur Pflegefachkraft zu modernisieren und attraktiver zu machen. Bei einem Abschlusssymposium zu „11 Jahre Pflege dual" blickten rund 100 Teilnehmende auf das nunmehr alte Modell zurück. „Wir verabschieden uns von einem Erfolgsmodell mit einem lachenden und einem weinenden Auge", sagte Prof. Dr. Klaudia Winkler, Vizepräsidentin für den Entwicklungsbereich Gesundheit.

Lachend, weil die Einführung des grundständigen Studiengangs ein weiterer, wichtiger Schritt zu mehr akademisierter Pflege sei. Weinend, da die neuen Strukturen längst noch nicht etabliert seien: „Die Politik muss hier nachbessern, damit es bald so störungsfrei läuft wie bei Pflege dual", sagte Winkler. Seit Aufnahme des Lehrbetriebs im Wintersemester 2011/2012 haben 339 Studierende den Studiengang „Pflege dual" absolviert. Den nunmehr grundständigen, primärqualifizierenden Bachelorstudiengang Pflege bezeichnete Rupert Brenninger von der Stabsstelle Berufsfeld- und Bildungsentwicklung Pflege der medizinischen Einrichtungen des Bezirks Oberpfalz (medbo) als den „Beginn einer neuen Ära".

Bisher lief das Studium im Fach Pflege dual ab, das heißt, die Studierenden absolvierten neben ihrer Ausbildung zur Kranken- und Gesundheitspfleger*in ein Studium. Jetzt erlangen sie im Studiengang Pflege innerhalb von sieben Semestern den Abschlussgrad Bachelor of Science und die Berufszulassung zur Pflegefachkraft. Die bisherigen Kooperationspartner*innen bleiben mit im Boot; die knapp 60 Wochen Praxiseinsätze können in den großen Kliniken in Regensburg und in weiteren Einrichtungen abgeleistet werden.

Beim Rückblick auf die Anfänge des Studiengangs Pflege dual an der OTH Regensburg erinnerte sich Rupert Brenninger von der medbo als Mann der ersten Stunde an die Startschwierigkeiten: Zunächst habe es für seine Berufsfachschüler*innen lediglich die Möglichkeit gegeben, an der katholischen Hochschule Mainz und dann an der Hochschule Nürnberg ein entsprechendes Studium aufzunehmen. Schließlich habe man 2009 eine Kooperation mit der heutigen OTH Regensburg vereinbart. Diese Kooperation habe sich als Motor für die Akademisierung der Pflege in ganz Bayern erwiesen. „Die grundständige Akademisierung der Pflege hat ihre Wurzeln in der Oberpfalz, hier in Regensburg, und nicht in München", sagte Rupert Brenninger.

Prof. Dr. Christa Mohr, Studiengangleiterin für Pflege dual und Pflege grundständig, wies in ihrem Vortrag auch auf bestehende Probleme hin: „Es gibt immer noch zu wenig adäquate Stellen; es fehlen die Vorbilder. Dies führt dazu, dass die Absolventinnen und Absolventen oft gezwungen sind, sich andere Aufgaben suchen", sagte sie. Sie mahnte diesbezüglich die Entwicklung von Rollenprofilen, die Umsetzung einer adäquaten Eingruppierung und ein Gesamtkonzept für den Qualifikationsmix im Krankenhaus an. Außerdem hob sie die positiven Effekte der Akademisierung auf die Qualität der Patientenversorgung hervor.

Dies unterstrich die renommierte Pflegewissenschaftlerin Prof. Dr. Sabine Bartholomeyczik in ihrem Gastvortrag. Die emeritierte Professorin der Universität Witten/Herdecke skizzierte Studien, die belegten, dass die Qualifikation in der Pflege entscheidend ist. „Ein hoher Skill-Mix mit mehr akademisch ausgebildeten Kräften beim Pflegepersonal führt bei den Patienten zu weniger Mortalität, weniger Dekubitus-Vorfällen, geringeren Ernährungsproblemen und weniger freiheitseinschränkenden Maßnahmen", listete sie einige der positiven Effekte auf. Ihr Fazit: „Forschung, Forschung, Forschung – akademisch qualifizierte Pflegende sind dringend gefragt."

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