Bayernweite Kampagne gegen Einsamkeit

Regensburg. „Wenn Einsamkeit krank macht" lautet der Titel des aktuellen Berichtes aus dem Bayerischen Gesundheitsministerium. Er thematisiert ein stilles Leiden von rund einem Drittel der bayerischen Bevölkerung, die nach bisher unveröffentlichten Studiendaten angeben, zumindest manchmal einsam zu sein. Über dieses persönliche Empfinden wird wenig gesprochen. Doch dauert der Zustand an, kann das mit der Zeit krank machen. Auch die Bestseller-Autorin und frühere Talkmasterin Bärbel Schäfer greift dieses Thema in ihrem Buch „Avas Geheimnis" auf. Am 30. August um 19 Uhr kommt sie zur Lesung in das Regensburger Landratsamt.

Die Gesundheitsregionplus veranstaltete rund um das Thema Einsamkeit im Donaueinkaufszentrum eine Ideenbörse für Jung und Alt. Bestehende Hilfe- und Unterstützungsstrukturen waren mit Aktionsständen vor Ort, um ins Gespräch zu kommen. Die Palette reichte von den digitalen Streetworkern und Familienstützpunkten in Stadt und Landkreis, über die Caritas-Suchtambulanz und den Malteser Hilfsdienst bis hin zum Seniorenamt oder dem städtischen Sportamt. Gerade die Plauderecke der Gesundheitsregionplus zusammen mit der OTH wurde rege genutzt.

Avas Geheimnis – meine Begegnung mit der Einsamkeit

Zum Abschluss des Schwerpunktthemas haben die AOK Direktion Regensburg-Neumarkt und die Geschäftsstelle der Gesundheitsregion die Bestsellerautorin Bärbel Schäfer für eine Lesung gewonnen. Am Mittwoch, 30. August wird sie ab 19 Uhr im Landratsamt aus ihrem Buch von ihren vielfältigen Begegnungen mit der Einsamkeit lesen. Die Veranstaltung ist kostenfrei. Eine formlose Anmeldung unter Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein. ist für die Planung erwünscht.

Weitere Informationen finden Sie auf der Internetseite der Gesundheitsregionplus Regensburg: https://www.gesundheitsregionplus-regensburg.de/aktivitaeten/veranstaltungen-projekte/autorenlesung/

Kontakt Gesundheitsregionplus Regensburg

Dr. Simone Eckert, E-Mail: Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein. oder Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein..

Hintergrund:

Bereits 2018 wurde im Koalitionsvertrag der Bundesregierung das Thema Einsamkeit auf die politische Agenda gesetzt und 2021 ein „Kompetenznetzwerk Einsamkeit" eingerichtet. Das Bayerische Gesundheitsministerium stellt das Thema „Einsamkeit" in diesem Jahr in den Fokus der Prävention. Mit der Wahl von Jahresschwerpunkten lenkt das Bayerische Staatsministerium für Gesundheit und Pflege die öffentliche Aufmerksamkeit auf dringliche Themen der Prävention Die diesjährige Kampagne soll das Thema aus der Tabuzone holen und Kompetenz für die Vermeidung von Einsamkeit und deren gesundheitlichen Auswirkungen vermitteln.

Momente der Einsamkeit kennt jeder

Es ist dieses subjektive negative Gefühl, wenn die vorhandenen sozialen Beziehungen nicht dem entsprechen wie man sie sich wünschen würde. Das kann daran liegen, dass es an sozialen Kontakten mangelt, zum Beispiel, wenn man berufsbedingt in eine neue Stadt zieht und dort kaum jemanden kennt. Es kann an der Anzahl der sozialen Bindungen liegen oder an deren Qualität, dass Gefühle der Einsamkeit auftreten. Dabei sind diese Beziehungen für den Menschen als soziales Wesen notwendig, erklärt Simone Eckert, Leiterin der Geschäftsstelle der hiesigen Gesundheitsregionplus. Zu unterscheiden ist die Einsamkeit vom oft selbstgewählten Alleinsein. Wenn eine Mutter nach einem anstrengenden Tag ohne Familie und Kinder sich eine Auszeit nimmt und alleine entlang der Donau spaziert, wird sie das Alleinsein, die Ruhe und Stille in der Natur genießen. Schlendert hingegen eine neu zugezogene Studentin, die noch keinen Anschluss in der Stadt gefunden hat, der Donau entlang, kann das von tiefen Einsamkeitsgefühlen begleitet sein.

Einsamkeitsempfinden nimmt zu

Studienergebnisse im Bericht „Wenn Einsamkeit krank macht" zeigen, dass vor der Pandemie rund ein Drittel der Bayern sich zumindest manchmal einsam fühlt. Etwa zwei bis drei Prozent geben sogar an häufig bzw. sehr häufig einsam zu sein. Geschlechtsunterschiede gibt es beim Einsamkeitsempfinden weniger. Dafür gibt es regionale Unterschiede. Auf Deutschland bezogen sind vor allem in den neuen Bundesländern die Einsamkeitsraten erhöht. In Bayern tritt Einsamkeit tendenziell vermehrt im Südosten auf. Allerdings lässt sich die Verteilung nicht durch Stadt-Land-Unterschiede erklären. So kann laut Bericht sowohl die Anonymität einer (Groß-)Stadt, als auch die ländliche Abgeschiedenheit Einsamkeit begünstigen.

Größer scheint der Einfluss des individualisierten, flexibilisierten Lebensstils zu sein. So waren Menschen in früheren Zeiten durch ihren Stand, Geschlechtsrollen und Beruf fest eingebunden in sozialen Beziehungen. Durch die neuen Entfaltungsmöglichkeiten lösen sich solche festen Verankerungen auf, bieten mehr Freiheiten. Gleichzeitig ziehen sie häufigere Wohn- und Arbeitsortwechsel nach sich, die wiederum tiefe Beziehungen zu Nachbarschaft und Vereinen erschweren. Dadurch sind viele nur noch lose gebunden. Krisenzeiten wie die ersten Phasen der Corona-Pandemie kommen dann verschärfend hinzu und können Kontaktpflege und das Gefühl des Eingebundenseins stark beeinträchtigen. Daten des Surveys bei Kindern und Jugendlichen zeigen, dass auch sie von diesen Entwicklungen betroffen sind. So belegen Zahlen aus 2014-2017 bei rund vier Prozent der 11-17-Jähringen, dass sie sich oft oder immer einsam zu fühlen. Im Verlauf der letzten 40 Jahre konnte eine Zunahme es Einsamkeitsempfindens bei Jugendlichen beobachtet werden.

Raus aus der Tabuzone

Besonders problematisch wird das Gefühl von Einsamkeit, wenn es zum Dauerzustand wird und Betroffene in die soziale Isolation führt. Zum einen erhöht chronische Einsamkeit das Risiko für diverse Krankheiten wie zum Beispiel Herz-Kreislauf-Erkrankungen, Diabetes und Demenz. Zum anderen hat Einsamkeit einen Einfluss auf die psychische Gesundheit und begünstigt Erkrankungen wie Angststörungen, Depressionen und Suizidalität. Einsamkeit an sich ist keine Krankheit und taucht damit weder auf Krankmeldungen, Krankenhauseinweisungen oder Totenscheinen auf. Doch durch die damit einhergehenden Lebensumstände pflegen einsame Menschen oftmals einen ungünstigeren Lebensstil was beispielsweise den Umgang mit Suchtmitteln oder ausreichende Bewegung betrifft. Dadurch benötigen Betroffene mehr Leistungen aus dem Gesundheitssystem. Damit ist Einsamkeit nicht nur individuelles Leid von einzelnen Betroffenen, sondern auch eine gesundheitspolitische Herausforderung, die gemeinschaftliche Anstrengungen benötigt. Soziale Netzwerke, bürgerschaftliches Engagement, Teilhabe-Möglichkeiten und Barrierefreiheit sind dabei nur einige der Stichwörter, die als sogenannte Schutzfaktoren eine große Rolle bei der Prävention von Einsamkeit spielen. Die Bekämpfung von Einsamkeit in allen Alterslagen erfordert das Zusammenspiel vieler Zuständigkeiten: von Infrastruktur und Siedlungsplanung bis zur Familien-, Bildungs- und Gesundheitspolitik. Auf regionaler Ebene beteiligten sich Vertreter aus den verschiedenen Bereichen bei den Aktionstagen Ende Juli.

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