Johannes Haimerl - Ein Amberger „uomo universale“

Amberg. Im September letzten Jahres hätte der Amberger Johannes Haimerl seinen 100. Geburtstag feiern können. Doch wer verbirgt sich eigentlich hinter diesem Namen? „Obwohl er als Architekt, Bildhauer und Maler ab den 1960-er Jahren sowohl für die Kommune und die Kirche als auch für private Auftraggeber tätig war, spielt er bis heute im kollektiven Gedächtnis der Stadt Amberg – sehr zu Unrecht – kaum eine Rolle", betont Arno Diener, der als ehemaliger Nachbar des 1999 verstorbenen „uomo universale" dessen Werk wieder an die Oberfläche geholt hat und es unter dieser Überschrift ab dem kommenden Donnerstag, 6. Juli, in der Stadtgalerie Alte Feuerwache präsentiert.

Aber vielleicht ist ja gerade auch die Vielseitigkeit dieses „Universalmenschen" die Ursache dafür, dass sich nur noch wenige an Johannes Haimerl erinnern. Hat er doch als Architekt und Bildhauer, Maler und Zeichner, Musiker und Philosoph, Schriftsteller und Archäologe ein sehr disparates Œuvre geschaffen und seiner Nachwelt hinterlassen. Ein weiterer Grund könnte aber auch sein, dass der Künstler eher bescheiden war und zurückgezogen lebte, mutmaßen Diener und Museumsleiterin Dr. Julia Riß, die gemeinsam zur Vernissage am Donnerstag um 19.30 Uhr in die Stadtgalerie einladen.

Dabei waren und sind Johannes Haimerls Arbeiten durchaus in der Öffentlichkeit präsent. So wurde seine „Wolke" – eine auf einer Granitstele befestigte, aus vielen gebogenen Edelstahlstäben zusammengeschweißte Plastik, die ursprünglich in der Raigeringer Straße aufgestellt war – in den Amberger Skulpturenweg auf dem ehemaligen Landegartenschaugelände aufgenommen. Die Aluminiumplastik „Die Welle" an der Pfalzgrafenbrücke und den Bronzebrunnen am Paradiesplatz findet man bis zum heutigen Tage an ihrem angestammten Platz.

Der Heilig-Geist-Brunnen mit der Taube schließlich ist mit dem Bürgerspital an seinen neuen Standort umgezogen. Auch die „Möbiussche Schleife" – einst in einer Grünfläche auf der Raigeringer Höhe zu finden, dann nach ihrem Umzug auf das ehemalige LGS-Gelände leider von Vandalismus betroffen – ist so mancher Ambergerin und manchem Amberger noch immer ein Begriff. Weniger bekannt dürfte indes das Architekturmodell der Amberger Altstadt sein, das der Künstler, der nach seinem Abitur am Erasmus-Gymnasium ein Studium der Bildhauerei an der Akademie der bildenden Künste Nürnberg in Ellingen absolvierte, im Jahr 1956 geschaffen hat.

Hinzu kommen weitere Standbilder wie die Stahlplastik am Nürnberger Hafen sowie eine Vielzahl an Bildern und Zeichnungen, Computerbilder, Schriften zur Farbenlehre und das Buch „Bronzeguss in der Antike" mit Patentanmeldung. Eine Auswahl dieser Arbeiten und Entwürfe werden auch im Rahmen der Ausstellung zu sehen sein, die bis zum Sonntag, 6. August, in der Stadtgalerie Alte Feuerwache gezeigt wird und um drei Projektarbeiten von ehemaligen Masterstudenten der OTH Amberg mit Laserbearbeitungsstudien von Haimerl-Werken ergänzt worden ist.

Bei der Vernissage von „Johannes Haimerl – Ein Amberger ‚uomo universale'" am Donnerstag, 6. Juli, wird Arno Diener die Einführung in das Leben und Werk des Künstlers übernehmen. Die Präsentation wird durch den Gewinnsparverein der Sparda-Bank Ostbayern gefördert und steht zu den Öffnungszeiten des Stadtmuseums – Dienstag bis Freitag von 11 bis 16 Uhr sowie am Samstag und Sonntag von 11 bis 17 Uhr – kostenlos zur Besichtigung offen.

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Portrait Johannes Haimerl Bild: ©Johannes Haimerl
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Mit dem Floß quer über den Saltendorfer Weiher