OTH Regensburg treibt Digitalisierung in der Pflege voran

VR-Brillen_in_der_Pflege_Bild-1 Der Test der VR-Brille und -Software an der OTH Regensburg ist Teil des Projekts VReduMEd, das den Einsatz von VR-Anwendungen in der Ausbildung von Pflegefachkräften vorantreibt. Von links: Christoph Gawel (imsimity), Anja Slöt und Nils Memminger (Strategische Partnerschaft Sensorik e.V.), Christa Mohr (Leiterin des Labors Pflegeforschung an der OTH Regensburg), Andrea Sattler und Anselm Stadler (wissenschaftliche Mitarbeitende des Labors Pflegeforschung) und Martin Zimmermann (CEO imsimity) Alle Bilder: © OTH Regensburg/Simone Grebler

Regensburg. Im Rahmen des Projekts „VReduMED" testen Forschende des Regensburg Center of Health Sciences and Technology (RCHST) / Labor Pflegeforschung der OTH Regensburg derzeit Virtual-Reality-Brillen für den Einsatz in der Pflege, für die Ausbildung von Studierenden und für Angehörige.

Von außen betrachtet sieht es nach einem Computerspiel aus, wenn Anselm Stadler mit zwei Controllern in der Hand und einer Virtual-Reality-Brille im Skills-Lab der OTH Regensburg am Campus Prüfening durch den Raum navigiert. Doch auf einem Bildschirm, der überträgt, was Anselm Stadler hier sieht, wird schnell klar: Dies ist ein ernstzunehmendes Tool für die Ausbildung künftiger Pflegefachkräfte. Der wissenschaftliche Mitarbeiter des Labors Pflegeforschung verabreicht einem Patienten virtuell eine Insulinspritze, zuvor muss er genaustens die Patientenakte studieren, Hände desinfizieren und alle Utensilien bereitlegen. Stadler ist Teil des Projekts „VReduMED – Wir verbinden die Welt der virtuellen Realität mit dem Gesundheitswesen". Hierbei handelt es sich um ein Forschungskonsortium aus fünf EU-Ländern, an dem unter anderem die OTH Regensburg gemeinsam mit dem bayernweiten Netzwerk Strategische Partnerschaft Sensorik beteiligt ist, um den Einsatz neuer Technik zu erproben.

Mit innovativen Lehr- und Lernmethoden will das Team des Labors Pflegeforschung der Hochschule unter der Leitung von Professorin Dr. Christa Mohr die Ausbildung der Studierenden bereichern. Das ist ganz im Sinne des Hochschulentwicklungsplans der OTH Regensburg, die in den nächsten Jahren das Thema Digitalisierung in allen Bereichen stärken will. „Das Projekt VReduMED trägt dazu bei, das Potenzial von virtueller und erweiterter Realität für die Bildung im Gesundheitsbereich zu erschließen", so Prof.in Dr. Christa Mohr.

VR-Brille soll weiteres Lernmittel werden

In der ersten Phase des Projekts „VReduMED" sondiert das Forschungsteam das Angebot an Datenbrillen für den Einsatz in der Pflege in Deutschland. An diesem Tag ist die Firma imsimity aus dem Schwarzwald zu Gast. Geschäftsführer Martin Zimmermann und sein Mitarbeiter Christoph Gawel erklären die Handhabung und die Möglichkeiten, die mit VR-Brille und der passenden Software umsetzbar sind. Andrea Sattler, Lehrkraft für besondere Aufgaben, kann sich beispielsweise in einem virtuellen Herz umsehen und so genau erkennen, wo die einzelnen Herzklappen sind und sich das Ultraschallbild des Patienten virtuell anzeigen lassen.

In der sogenannten Mapping-Phase werden die Anwendungen mit den Studierenden erprobt. Bislang üben die Studierenden mit Puppen oder gelegentlich auch mit Schauspielern, um verschiedene Fälle zu simulieren. Die VR-Brille soll nun ein weiteres Lernmittel werden. Der nächste Schritt ist die Kombination von virtueller Realität und der direkten Anwendung mit einer Puppe, das nennt sich dann Mixed Reality (MR). Darunter versteht man die „Gemischte Realität", in MR-Anwendungen verschmilzt die reale und virtuelle Wahrnehmung des Nutzers.

Etwa zwei bis drei Durchläufe braucht es, bis man die Technik gut bedienen kann, erklärt Christoph Gawel. Von den sogenannten Trainings im Metaverse könnten in Zukunft auch Angehörige profitieren, die hier beispielsweise lernen, wie sie ihrem pflegebedürftigen Verwandten auf fachlich korrekte Art eine Spritze setzen. Denn wie der Winkel bei der Injektion subkutan verabreichter Spritzen sein soll, lässt sich hier wiederholt einüben und das ganz ohne den Verbrauch von Ressourcen.

Virtual-Reality-Labor an der OTH Regensburg

Die Mapping-Phase des Projekts VReduMED dauert noch bis März 2024. Es geht darum, ein Netzwerk aufzubauen, um so die bestmögliche Hard- und Software für den Einsatz im Gesundheitswesen europaweit aufzuspüren und künftig anzuwenden. Durch den Einsatz von zeitgemäßen Medien und Methoden soll die Attraktivität gesteigert und somit dem Fachkräftemangel in dieser Branche entgegengewirkt werden.

In weiteren Schritten sollen eine transnationale Plattform für Pflegeausbildung entstehen und ein Netzwerk von VReduMED-Laboren aufgebaut werden, in denen zuvor von den Projektpartnerinnen und -partnern entwickelte VR-Anwendungen und -Tools zu Schulungszwecken genutzt werden können. Das Labor Pflegeforschung an der OTH Regensburg wird eines von drei VR-Laboren des Projektes erhalten.

Das Projekt VReduMED ist auf drei Jahre angelegt und hat ein Gesamtbudget von 1,76 Millionen Euro, 80 Prozent der Kosten kommen aus dem EU-Programm Interreg Central Europe. Die Projektleitung liegt bei der South Bohemian Science and Technology Park aus Tschechien; weitere Partnerinnen und Partner sind: aus Tschechien die University of South Bohemia in České Budějovice, aus Österreich die Business Upper Austria und die Education Group, aus der Slowakei die University of Economics in Bratislava und das National Institute of Children's Diseases sowie aus Ungarn das Innoskart Digital Cluster und die Széchenyi István University.

Etwa zwei bis drei Durchläufe braucht es, bis man die Technik gut bedienen kann, erklärt Christoph Gawel (links), Vertriebsleiter und XR-Coach von imsimity.
Auf dem Monitor ist für Außenstehende zu sehen, in welcher Umgebung sich Andrea Sattler gerade bewegt – in diesem Fall in einem menschlichen Herz.
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